Musikalische Vorgeschichte
um 1867
Johann „Schani“ Kühbacher, musikalisches „Wunderkind“, das Violine, Flügelhorn, Klavier und Orgel spielt, unterweist eine Gruppe Burschen aus Markt Piesting (unter anderem Franz Griessmayr, Franz & „Zach“ Körrer, Mathias Hauer) im Blasinstrumentenspiel.
Probenort: die Futterkammer des Gasthauses „Zum Flügelhorn“ (heute Marktplatz 25).
„Die narrischen Buam spiel’n scho wieder“, hieß es im Ort.
1871
Schani Kühbacher erhält die Gewerbeberechtigung zur „Musikbeistellung“ und darf nun mit seiner kleinen Kapelle bei Hochzeiten, Kirtagen und Begräbnissen aufspielen.
1880
Schani Kühbacher heiratet Juliana Meitz. Bis 1914 leitet er die Geschicke der Kapelle.
1914
Schanis Sohn Franz übernimmt die Kapellmeisterstelle. Er spielt Klavier, Violine, Knopfharmonika, Flügel- und Tenorhorn und hat in Wien Harmonie- und Kompositionslehre studiert. Der erste Weltkrieg dezimiert die Kapelle drastisch, was den jungen Kapellmeister zwingt Nachwuchs auszubilden.
1922
Franz Kühbacher beginnt mit dem Aufbau einer richtigen Musikschule für Streich- und Blasinstrumente. Voraussetzung um dort aufgenommen zu werden: Eignungs- und Gehörtest, Bezahlung des Unterrichts, Dauer der Ausbildung drei Jahre.
Die Kapelle spielt unter anderem Hochämter, Requien und untermalt als „Salonorchester“ mit 5 – 8 Mann Stummfilme!
1940
Franz Kühbacher heiratet Hermine Goldfuß, die Ehe bleibt kinderlos
Wieder hinterlässt der Krieg ein tiefes Loch in der Besetzung der Kapelle. Trotzdem wird sie nach und nach wieder „spielfähig“ gemacht.
1955
Franz Kühbacher (inzwischen 70) meldet das Musikgewerbe ab. Vorläufiges Ende der blasmusikalischen Vorgeschichte in Markt Piesting.
Die seit 1922 unter der Leitung von Kapellmeister Franz Wöhrer stehende Kapelle aus dem Nachbarort Waldegg übernahm auch sämtliche Spielereien in Markt Piesting. Diese „Kapelle Wöhrer“ bestand noch bis 1971.
Geschichte des „Musikvereins Markt Piesting“
1963 – 1972
Turbulenter Start
August 1963
50. Geburtstag des damaligen Bürgermeisters von Markt Piesting, August Grill. Gemeinsam mit dem Ortspfarrer, Florian Kuntner, wird aus der „Katholischen Arbeiterjugend“ Nachwuchs für eine Blasmusikkapelle rekrutiert. Der Musikinstrumentenbauer Franz Votruba, der zeitgleich eine Kapelle in Muthmannsdorf aufbaut, erklärt sich bereit, für zwei Jahre als Musiklehrer und Kapellmeister zu fungieren, wenn die notwendigen Instrumente bei ihm gekauft würden.
November 1963
Eine Rechnung über öS 30.455,-- belegt den Kauf von 15 Instrumenten inkl. Zubehör, wobei Gemeindearzt Dr. Karl Daferner zwei Instrumente für seine Söhne privat zukauft und auch KAJ-Leiter Dr. Josef Lechner sein Instrument aus Eigenmitteln finanziert.
Die Proben beginnen im alten bzw. später im neuen Pfarrhof von Markt Piesting.
Dezember 1963
In der Christmette werden erstmalig Weihnachtslieder mit großem Erfolg vorgetragen.
April 1964
Rückwirkend per 1.11.1963 tritt die „Musikkapelle der KAJ Piesting“ dem „Bund NÖ Blaskapellen“ bei.
Mai/Juni 1964
Erste offizielle Ausrückung zu Fronleichnam „mit klingendem Spiel“! Bis dahin mußte alles neu gelernt werden: Theorie- und Musikunterricht mit den Instrumenten und das Marschieren auf der Straße (entnommen aus Originalbrief von Franz Votruba datiert mit 13.10.1984).
Frühjahr 1965
Kapellmeister Votruba beendet die Zusammenarbeit aufgrund zeitlicher Überlastung. Die Proben werden ab sofort am Sonntag nach der Messe im Hause Pfaffelmaier abgehalten. Der befreundete Musikprofessor, Otto Pecha, dessen Sohn ebenfalls dabei war, nahm sich während dieser Zeit ab und zu der Jungmusiker an.
Juni 1966
Dr. Lechner und Pfarrer Florian Kuntner engagieren den Kapellmeister von Hirtenberg und Bezirkskapellmeister der BAG Baden, Josef Wiederlechner, als neuen Kapellmeister für die Piestinger Jugendlichen. Da der neue musikalische Leiter keinen Führerschein besaß, wurde er einmal wöchentlich von Pfarrer Kuntner aus Hirtenberg abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht. Später übernahmen das die Jungmusiker, die sich dazu aber ebenfalls das Auto des Pfarrers ausleihen durften!
Josef Wiederlechner kann für den Musikverein Markt Piesting als DIE prägende Persönlichkeit derr Anfangsjahre bezeichnet werden. Durch Zielstrebigkeit, Genauigkeit und vielleicht auch Verbissenheit gelang es ihm aus dem „musikalischen Haufen“ eine einsatzfähige Musikkapelle zu machen.
Juli 1971
Aufruf in Form eines Briefes in den Gemeindenachrichten an die Piestinger Bevölkerung, um Nachwuchs oder Musiker für den Musikverein zu begeistern (Originalbrief orhanden). Auch in der NÖN erscheint ein halbseitiger Bericht.
Jänner 1972 Namensänderung in „Musikverein Markt Piesting“
Erster Obmann: Josef Vogl (heute Ehrenbeirat!)
1973 – 1982
Josef Wiederlechner prägt das Vereinsgeschehen
1973
Neuer Obmann: Josef Pfaffelmaier Anschaffung der ersten einheitlichen Uniformen zum 10jährigen Bestandsjubiläums. Festlichkeiten anlässlich des Jubiläums (geplantes Musikertreffen) können aufgrund der Maul- und Klauenseuche nicht stattfinden (behördliches Verbot von Menschenansammlungen). Nur ein Festkonzert findet statt, vermutlich das erste Konzert dieser Art in der jungen Vereinsgeschichte!
1974
krankheitsbedingte Zwangspause für Kpm. Wiederlechner, Kpm.-Stv. Johann Hayden übernimmt interimsmäßig für ein halbes Jahr die musikalische Leitung.
1975
Karl Baumgartner übernimmt als Obmann
1976/77
Anschaffung neuer, grüner Uniformen
1977
Kpm. Wiederlechner verstirbt unerwartet einen Tag nach Fronleichnam. Johann Hayden übernimmt die Funktion des Kapellmeisters. Der vereinsinterne Bläserunterricht wird aufgegeben und in die neu organisierte Musikschule integriert.
1978
Erstmalig wird bei einem Wertungsspiel ein „Erster Rang mit Auszeichnung“ erspielt, dem viele weitere folgen sollten!
1981
Im Keller der Hauptschule wird ein neuer Probenraum eingerichtet.
1982
Als einzige Publikation bringt der Musikverein eine Kassette mit dem Titel „Im Dorfwirtshaus“ heraus, wobei neun der gespielten Kompositionen vom damaligen Kpm. Hayden stammen. Außerdem ist die einzig bekannte Komposition von Josef Wiederlechner, ein Marsch mit dem Titel „Gruß an Piesting“, darauf zu hören. Dieser Marsch ist auch Teil des Festkonzertes anlässlich des 50jährigen Bestandsjubiläums am 13. April 2013!
1983 – 1992
eine neue Ära
1983
Zum 20jährigen Gründungsjubiläum erreicht die Mitgliederanzahl erreicht erstmalig über 30 aktive Musiker. Es wird mit einem Marsch durch Markt Piesting und Dreistetten und mit einem Festkonzert beim „Postl-Wirt“ gefeiert, zu dem auch LH Siegfried Ludwig als Ehrengast begrüßt wird.
1987
Übersiedelung des Probenraumes in ein Extrazimmer des ehemaligen „Gasthauses Stix“, das mit verschiedenen Ebenen ausgestattet wird und als Fixum gedacht war.
1988
Zum 25jährigen Bestandsjubiläum wird ein großes 3tägiges Fest auf der Wiese des Raiffeisen Spielparks, sowie ein Bezirksblasmusiktreffen veranstaltet, das ein großer Erfolg wird.
1992
die heute noch im Einsatz befindlichen hellblauen Uniformen werden angeschafft.
1993 – 2002
„Nachwuchs“ rückt in Funktionärspositionen:
1993
Aufgrund des Verkaufs des ehemaligen Gasthauses Stix durch die Gemeinde erneute Übersiedelung des Probenraumes in einen der ehemaligen Prunkräume der „Seiser-Mühle“, der notdürftig mit Scheinwerfern und einer Heizkanone benutzbar gemacht wird.
1994
Ehrenpreis in Bronze des Landes NÖ für drei Auszeichnungen in Folge bei den Konzertwertungsspielen für Kpm. Hayden
1996
Neuer Obmann wird Ing. Christof Hackl.
1997
Nachdem er bereits 1996 kurzzeitig den Taktstock geführt hatte, übernimmt Christian Krenn die musikalische Leitung des Vereins. Johann Hayden wird zum Ehren-Kapellmeister, Karl Baumgartner zum Ehren-Obmann ernannt und Josef Vogl zum Ehren-Beirat.
1998
Christian Krenn gründet im Rahmen der Musikschule eine „Jugendblaskapelle“, als „Kaderschmiede“ für den Musikverein.
1999
Übersiedelung des Probenraumes ins Kinderfreunde-Heim in der Kupelwieserstraße.
2001
Mit 46 eingetragenen Mitgliedern (inwieweit auch regelmäßig aktiv kann nicht mehr festgestellt werden) erreicht die Anzahl der Musiker einen Höchststand, der bis heute unerreicht bleibt.
Ehrenpreis in Silber des Landes Nö für sechs Auszeichnungen in Folge bei den Konzertwertungsspielen für Kpm. Christian Krenn
2003 – 2012
Endlich Aussicht auf ein eigenes Vereinslokal
2005
Christian Krenn tritt überraschend zurück. Josef Wittrich jun. wird neuer Kapellmeister in Markt Piesting.
Erste Gespräche bzgl. einer Integration eines neuen Musikerheimes im geplanten neuen Feuerwehrhaus mit Bgm. Ing. Gerhard Baumgartner.
2007
das neue Musikerheim nimmt Formen an. Ehrenpreis in bronze des Landes NÖ für drei Auszeichnungen in Folge bei Konzert wertungsspielen für Kpm. Josef Wittrich
2008
Übersiedelung ins erste eigene „Zu-Hause“ des Musikvereins! Nach 45 Jahren Wanderung durch diverse, adaptierte, provisorische Probenräume, hat der Musikverein endlich ein akkustisch und optisch einwandfreies Probelokal!
Gabriele Schwetz-Machacek übernimmt als erster weiblicher „Obmann“ die administrativen Geschicke des Vereins.
2011
Wolfgang Roppert löst Pepi Wittrich als Kapellmeister ab, der als aktiver Musiker und Leiter der Jugendblasmusik dem Verein erhalten bleibt.
2013
50jähriges Gründungsfest wird mit mehreren, über das Jahr verteilten, Veranstaltungen gefeiert.